Bohl: Digitale Musikedition - was und wie?Bohl: Digital Music Edition – What and How?

Digitale Musikedition - was und wie?

von Benjamin Wolff Bohl

Unter Digitaler Musikedition verstehe ich im Wesentlichen die digitale Publikation musikalischer Ausgaben; selbstverständlich denkt man bei dem Stichwort digital sofort an Computer, Internet und Multimedia – bei Musikedition zunächst an Noten, der Kritische Bericht steht jedoch nicht im Mittelpunkt. Eine der wesentlichen Aufgaben der Digitalen Musikedition ist, letzterem entgegenzuwirken. Im Streben nach der Aufhebung des Paradoxon einer Ausgabe für Wissenschaft und Praxis gleichermaßen, will die digitale Edition eine nutzungsabhängige Dichotomie beziehungsweise Polymorphie ermöglichen, die sowohl Wissenschaft als auch Praxis in vollem Maße befriedigen kann. Wenn auch noch Vision, so sind in den letzten Jahren doch deutliche Entwicklungsschritte in diese Richtung bereits gemacht worden.

Auch wenn die Entwicklung benutzerfreundlicher Tools zur Erstellung Digitaler Musikeditionen sowie zu deren Publikation einen wesentlichen Aspekt zur Etablierung und Verbreitung dieser neuen Formen darstellt, sehe ich die editorische Leistung vor allem hinter dieser Oberfläche; es sind die aufbereiteten Inhalte, der Code, der die eigentliche Edition darstellt. Um bei diesem aus technischer Sicht eine gewisse Qualität zu gewährleisten, gilt es, sich bereits vor der ersten digitalen Zeile für entsprechende Codierungs-Standards zu entscheiden. Im Bereich von Texten ist hier der Rückgriff auf Version P5 der Guidelines der Text Encoding Initiative (TEI) zu empfehlen; hierbei handelt es sich um die aktuelle Fassung der seit über 20 Jahren von einem uneigennützigen und community-basierten Konsortium entwickelten und betreuten Auszeichnungs-Schemata für den wissenschaftlichen Gebrauch.[1]

Für die Codierung von Musikinhalten bieten sich (derzeit noch) zwei Auszeichnungs-Schemata an; zum einen das von der Firma Recordare entwickelte MusicXML, zum anderen das ebenfalls von einer Initiative von Wissenschaftlern unter dem Namen Music Encoding Initiative (MEI) entwickelte gleichnamige MEI-Schema.

Allen drei erwähnten Auszeichnungs-Schemata gemein ist, dass sie zur Verwendung mit der Extensible Markup Language (XML) entwickelt wurden; folglich ist eine grundlegende Vertrautheit mit den Mechanismen und der Funktionsweise dieser und der in ihrem Kontext stehender Techniken (XPath, XSLT, Xquery) hilfreich, ja empfehlenswert. Eine sehr gute Einführung in diesen Bereich bietet die Website http://www.w3schools.com. Für Gesiteswissenschaftler etwas gewöhnungsbedürftig, läßt sich das Einarbeiten in diese Techniken durch gute Tools erheblich erleichtern. Ein wesentlicher Vorteil etwa, der aus der Verwendung einer speziell zur Bearbeitung von XML-Dateien geeigneten Software[2] entsteht, ist, dass bei der Erstellung eines XML-Dokumentes nach einem Schema syntaktische Hilfestellung durch die Software gegeben wird; durch die Anzeige der nach dem Schema möglichen inhaltlichen Elemente wird das Erstellen eines Schema-konformen Dokuments sehr erleichtert.

Möchten Sie sich umfassender informieren, so finden Sie auch auf unserer Website grundlegende sowie weiterführende Artikel und Erläuterungen.



[1] Mehr zur Text Encoding Initiative (TEI) und dem von diesem Konsortium entwickelten Auszeichnungs-Schema finden Sie online unter: http://www.tei-c.org.

[2] z. B. <oXygen/> XML Editor. Online unter: http://www.oxygenxml.com.